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Nackt gestrandet

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EINsamer-wANDERER's avatar
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Würden die USA mehr auf ihren Umweltschutz achten, hätte Eddy Blake aus Rʼlyeh-City vielleicht gesehen, was ihn an eben jenem Abend zu treffen drohte, doch wir greifen den zukünftigen Ereignissen vor.
Die Geschichte begann eigentlich damit wie Eddy rauchend auf einer Parkbank in Rʼlyeh-City saß und verträumt zum pechschwarzen Himmel starrte. Wolken gab es keine, doch die Atmosphäre über der Stadt war so dreckig, dass das Funkeln der Sterne nicht durch die Schmutzpartikel drang.
Gelangweilt blickte er auf seine Armbanduhr, während das Mädchen an seiner Seite ihm ein Ohr abkaute. Er war sich nicht sicher, aber er glaubte, ihr Name war Laurel. Beschworen konnte er es zwar nicht, aber letztlich war es auch egal. Seiner Vorstellung nach ging der Charakter einer Frau nie über das Reich des eigenen Heimes hinaus. Hausputz, kochen, ficken und gebären, mehr konnten diese niederen Wesen nicht. Und das Exemplar des weiblichen Geschlechtes neben ihn bestätigte ihn in der Annahme, dass Frauen lediglich existierten um ihm zu bedienen und seine Gelüste zu befriedigen. Diese Laurel tat nämlich nichts anderes als sich neben ihm die Augen auszuheulen, während sie sich darüber ausließ wie schmerzlich doch das letzte Veilchen war welches er ihr verpasst hatte. Aber was hatte sie auch geglaubt, was er tun würde, wenn sie… Ja, weswegen hatte er sie noch mal geschlagen? Gab es dafür einen Grund oder galt es nur ihr zu zeigen wer hier der Chef war? Er wusste es nicht mehr und es war auch nicht wichtig. Sie hatten sich jedenfalls darauf drei Tage lang nicht mehr gesehen und dann rief sie ihn an um ihm mal „die Meinung zu geigen“, wie sie behauptet hatte. Doch Eddy war sich bewusst, dass dies nur ein Vorwand gewesen war. Er hatte es schon oft genug erlebt wie die Weiber immer angekrochen kamen. Aber damit es ihnen besser ging, mussten sie sich erst mal alles bei ihm von der Seele reden, das half ihnen dabei ihre Rolle besser zu akzeptieren. Es gab dabei nichts was Blake nicht schon mal irgendwo gehört hatte. Von den Warnungen der Mutter bis zur angeblichen Emanzipation der Frau.
Meine Fresse, wenn die Weiber wirklich unabhängig sein wollen, dann frage ich mich wieso sie sich immer nach einer starken Hand sehnen die ihnen eine verpasst?, fragte sich der Kerl in der Lederjacke, während er darüber sinnierte ihr erneut ins Gesicht zu schlagen, da sich dieses Gespräch, welches eher ein Monolog war, wirklich hinzog. Ab und an wurde ihre nervtötende Stimme etwas durch die stetigen Schusswechsel im Park gedämpft, ebenso wie von dem Verkehrslärm der Stadt. Doch das war nur ein schwacher Trost.
»… wenn du mich noch einmal anfasst, dann werde ich-«
»Schon klar, Babe. Ich habe meine Lektion gelernt und ich bereue was ich getan habe«, leierte Eddy seinen Part sichtlich lustlos herunter, da er sich diesmal für eine andere Strategie entschieden hatte. Er beugte sich zur ihr rüber, doch sie zuckte instinktiv zurück, da er ihr auch öfters mal eine Kopfnuss verpasst hatte. »Lass mich dir zeigen wie leid es mir tut.«
»Oh, Eddy«, kam es verlegen von Laurel.
Frauen sind wirklich das dümmste auf der Welt.
Damit beugte er sich zu ihr rüber und gab ihr einen Zungenkuss. Es war ein Kunststück dabei nicht die eigene Zigarette aus dem Mund fallen zu lassen, doch er hatte Erfahrung darin. Als er sich von seinem Eigentum löste, meinte er: »Und jetzt geh Nachhause und räum da auf, es sieht dort aus wie ein Saustall.«
Es galt hier erneut zu zeigen wer das Sagen hatte.
»Für dich doch immer«, erwiderte sie mit einem freundlichen Lächeln.
Als sie aufstand gab ihr Blake noch einen strammen Klaps auf den Arsch, der ihr ein erschrecktes »Huch« entlockte.
Er schaute ihr gedankenversunken hinterher. Ihm war vorher nicht aufgefallen, dass die blöde Sau eine Sonnenbrille am Abend trug. Eigentlich müsste sie schon längst wissen wie man blaue Flecken im Gesicht besser kaschierte.
Ein Saustall für eine dumme Sau mit geilen Titten, dachte er ironisch und brachte sich selbst damit zum Grinsen.
Doch dieser mehr als grenzdebile Gedanke würde ihn teuer zu stehen kommen, denn aus den Weiten der endlosen Leere des Weltraums stieß ein gewaltiger Komet direkt auf ihn zu. Allerdings war dies weder dem Kometen noch dem Sexisten bewusst. Erst als der Gesteinsbrocken in die Erdatmosphäre eintrat und dort zu einem kleinen Klumpen verglühte, um darauf dann mitten in Eddys Schritt zu landen. Schreiend stand er auf, ließ unbewusst die Zigarette fallen und schlug mit leichten, flachen Handbewegungen auf das Loch drauf, um die Ränder daran zu hindern seine Jeans vollkommen in Flammen aufgehen zu lassen. Nachdem die Brandgefahr gebannt war, fingerte der Prolet unsicher in dem Loch hin und her, bis das Gestein aus dem All herausfiel. Da er unter Schock stand, merkte er gar nicht, dass er keinerlei Schmerzen verspürte. Stattdessen hob er verwundert das Objekt auf, ließ es dann aber erschrocken fallen, als es in einem unheimlichen Licht aufleuchtete. Es war jedoch weniger die Tatsache, dass es leuchtete als mehr die Farbe in der es dies tat. Eddy war beileibe kein Genie, doch mit Farben kannte er sich wie jeder Mensch einigermaßen aus. Aber dieses Leuchten war eindeutig nicht von dieser Welt, da es sich farblich zu keinem auf der Erde befindlichen Spektrum zuordnen ließ.
Einige zähfließende Augenblicke lang versuchte der Kerl mit seinem kleinen Gehirn die ganze Situation zu erfassen, doch es gelang ihm nur zum Teil. Plötzlich wurde er sich bewusst WO genau der Himmelskörper ihn getroffen hatte. Dies, in Kombination mit der Erkenntnis in was für einem Licht der Meteorit geleuchtet hatte, ließ ihn böses erahnen. Angsterfüllt griff er in seine Hose, um sich auch zu vergewissern, dass dort alles in Ordnung war. Wer wusste schon wie sich so etwas auf die männliche Potenz auswirkte? Vermutlich sollte er deswegen mal einen Mediziner aufsuchen. Nach seiner Definition war ein Kerl der keinen ohne weiteres hochbekam kein echter Kerl mehr. Viagra war etwas für Pussys sämtlichen Geschlechtes, so seine Meinung. Doch es sollte noch schlimmer kommen, als er befürchtete.
Als er sich nämlich durch seine Unterhose, auf der Suche nach Nüssen, wühlte, stellte er fest, dass dort gar nichts war. Er tastete sich weiter voran und traf anschließend etwas Warmes und Feuchtes. Erschrocken fuhr er zurück.
»Was ist das?!«, schrie er mit ungewöhnlich hoher Stimme.
Entsetzt hielt er sich die Hand vor dem Mund. Plötzlich wurde ihm extrem warm. Sein Magen drehte sich um und sein Körper schwoll an den seltsamsten Stellen an.
»Fuck! Was ist das für ´ne Scheiße!«, schrie er weiter und versuchte seine Brust am Anschwellen zu hindern, was ihm jedoch nicht gelang. Stattdessen merkte er wie empfindlich sie waren, er selbst hatte an den Brüsten immer mit aller Kraft gezogen und gequetscht. Doch nun merkte er am eigenen Leibe wie Scheiße sich das doch anfühlte. Der Muskelansatz seiner Arme schwand zusehends dahin, während die Hose an den Hüften und dem Hintern unangenehm eng wurde und drohte die Jeans bersten zu lassen. Eddy verfluchte sich selbst dafür, dass er immer so enge Klamotten trug, wobei ihm dadurch entging, dass sein Körper etwas in sich zusammenschrumpfte. Vielleicht hätte er die Aussage bezüglich seines Kleidungsstils auch in den Nachthimmel geschrien, wäre da nicht eine unsichtbare Kraft gewesen die an seinem Gesicht gezogen und seine dortigen Knochen verändert hätte. Die Hitze steigerte sich unterdessen immer weiter und ließ die Kleidung verdampfen, bis er nackt dastand. Unterdessen überkam ihm Scham und der Wunsch über seine Gefühle zu reden und all den Frust sowie die Peinlichkeit dieses Abends durch eine Shoppingtour verschwinden zu lassen. Sofort nahm Eddy Abstand von derlei weibischen Gedanken. Allerdings traten sie immer stärker erneut auf, egal wie sehr er auch dagegen ankämpfte mit seinen Gedanken an Hardcore-Lesben-Pornos und Automobile. Seine Lippen blähten sich währenddessen auf und unterhalb des rechten Nasenflügels machte sich ein Schönheitsfleck breit. Seine schwarzen Haare färbten sich braun und er spürte wie sie wuchsen und auf seine schmalen Schultern fielen, um schlussendlich auf dem Rücken zu landen, während sein Verstand mit neuen Erinnerungen und Eindrucken von fremden Welten überflutet wurden, die sich ein begrenzter Verstand wie seiner niemals im Leben hätte ausmalen können. Als seine Augen sich von einem dunklen Braun in ein eben jene Farbe veränderten in welcher der Meteorit geleuchtet hatte, verschwand auch der letzte Rest von Eddy Blake. An seiner Stelle trat nun die Persönlichkeit von Sally Walters. Dies war zwar nicht ihr richtiger Name, doch irgendeinen brauchte ihre Rolle für die Arkham-Spirit-Show ja ohnehin.
Frierend zuckte das Alien in Gestalt einer schönen Frau zusammen und rieb sich wärmend die Arme. »Ist das Arschkalt hier«, murrte sie.
Wieso kommen die Leute immer bei mir an und beschweren sich?
»Vielleicht, weil Sie der Chef hier sind?«, fragte die Farbe aus dem All unsicher, welche sich wie ein Parasit im menschlichen Körper von Eddy breit gemacht hatte und ihn veränderte.
Jedoch war sie nicht wirklich die Farbe aus dem All, dies war ihre Mutter gewesen und Sally selbst war nur eine von vielen Töchtern. Somit war sie EINE Farbe aus dem All und nicht DIE Farbe aus dem All die wir alle kennen und lieben.
Mein Reden. Ich bin hier der Boss und von daher ist es mir scheißegal was ihr alle denkt und sagt und macht und tut. Am liebsten würde ich euch allen die Münder abreißen, damit ihr mal aufhört zu jammern.
Einen Augenblick herrschte Stille.
»So, wo sind nun meine Klamotten, mein Wohnwagen, meine Skla- … äh, ich meine natürlich Assistenten oder Praktikanten oder wie man diese unterbezahlten Arbeitskräfte auch nennen mag?«
Och, die… Na ja, wie kann ich dir das nur schonend beibringen?, sinnierte die Wesenheit mit übertriebener Reue. Ich habe gelogen, so jetzt ist es raus.
»Wie darf ich das verstehen?«
Ich habe dich ganz einfach One-Way auf diesem Planeten ausgesetzt, damit du zum Vergnügen des Publikums durchs Bild laufen kannst.
»Das ist doch nicht dein Ernst?!«
Was ist auf einmal aus dem Siezen geworden?
»Scheiß auf die Höflichkeitsfloskeln! Ich will sofort hier weg!«
Wie gesagt: One-Way-Ticket.
»*Grrrrr* Ich bin eine ernsthafte Schauspielerin und KEINE Pornodarstellerin!«
Seit wann nimmt man denn Frauen ernst?, gluckste die Stimme in ihrem Kopf.
»Das ist das Problem an unserer Gesellschaft! Feministinnen werden einfach nicht ernst genommen weil unser Universum von Schwanzträgern beherrscht wird!«
Wie gesagt, wir brauchten nacktes Fleisch, deshalb kannst du keine Klamotten tragen und musst die ganze Zeit über nackt herumlaufen.
Ein plötzlicher Schmerz ließ Sally sich ganz klein machen. Jede Faser ihres Körpers schmerzte und drohte in seine atomaren Einzelteile zerrissen zu werden.
Ah ja, bevor ich es vergesse: Die Atmosphäre dieses Planeten ist tödlich für dich. Du kannst in ihr nicht längere Zeit überleben. Du musst dich schon von der Energie der hier befindlichen Lebewesen ernähren. Trink ihr Blut oder so etwas. Vampire sind laut Marktforschung gerade voll im Trend.
»Ich scheiß auf deine Statistiken!«
Gut, dann eben kein sexy Vampir. Aber irgendwie musst du überleben. Solltest du sterben, werden wir einfach die nächste Schlampe von der Warteliste nehmen. Talentfreie Schauspielerinnen mit geilen Titten gibt es mehr als genug im Universum. Ich muss nur in meine Liste der Verzweiflung gucken und schon ist die Nächste da wo du gerade bist.
Das wäre ja noch schöner, ächzte Sally innerlich. Ich werde hier irgendwie überleben und zurückkehren, um diesem Bastard seinen Schwanz abzuschneiden und an die Wand zu nageln.
Übrigens kann ich deine Gedanken lesen. Am liebsten würde ich ja auf diese Schwanz-an-die-Wand-nageln-Geschichte eingehen, aber ich muss dann auch mal. Nur zur Info, hinter dir ist gerade ein fetter Kerl der dich mit seinem Handy fotografiert.
Sally drehte sich um. Sie hatte nichts übrig für diese Insektenart die sich Menschheit schimpfte und daher keine Skrupel einen von ihnen zu töten um noch länger hier durchzuhalten. Diese Genugtuung würde sie dem Herrscher der Realitäten nicht geben. Sie ging auf den verschwitzten Kerl zu und drückte ihre Lippen gegen die seinen. Als sie ihm seine Lebensenergie aussaugte, zogen sich seine Schweinsäuglein mit einem *Plopp* aus den Schädel zurück. Seine gewaltige Körpermaße schrumpfte zusehends und selbst seine Knochen lösten sich auf, während die Haut grau sowie spröde wurde. Am Ende war nichts von ihm übrig geblieben außer seiner spröden Haut und der losen Kleidung.
Grummelnd und mit einer Mordswut im Bauch schritt Sally Walters auf die Lichter der Stadt zu. Sie würde sich zunächst einmal umsehen müssen. Es galt sich hier vorerst eine kleine Existenz mit dem nötigsten aufzubauen und dann würde sie diese Dreckskugel eines Planeten verlassen, um darauf nach ihrer Rache wieder zurück ans Theater gehen zu können. Für eine derartige Billigproduktion war sie eindeutig überqualifiziert.

The End
Dies wird vorläufig der letzte Teil der A-S-S sein. Dafür geht es dann mit den Geschichten aus R´lyeh-City weiter.

Weitere Geschichten der A-S-S:
Es ist nicht leicht ein (Super-)Held zu sein
Von einer Ratte zum Rudel
Der Detektiv mit dem Geisterarm
Die Kunst des surrealen Tötens
Die Macht des Limbos

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Comments2
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xylaria37's avatar
Die Geschichte ist schön ironisch.
Ich mag das.

H. P. Lovecraft. ;-)
Ich habe hier die alten Taschenbücher aus dem Suhrkamp-Verlag stehen.

Hm . . . wenn der Text fast immer bis zum rechten Bildschirmrand geht, kann das Auge die anschließende Zeile echt schwer finden.
Einfach mal mehr Absätze und Umbrüche machen.

Der Stashwriter ist Mist.