Wie schreibe ich eine Kritik

6 min read

Deviation Actions

EINsamer-wANDERER's avatar
Published:
2.8K Views

Der Titel sagt einem eigentlich schon alles, worauf ich hinaus will.

Wer sich schon ernsthaft mit dem Thema beschäftigt hat weiß, dass eine Kritik harte Arbeit sein kann.

Und ich möchte jetzt hier gerne mal erzählen, wie ich das anstelle.


Zu erst einmal sollte man sich natürlich den Text gründlich durchlesen. Dazu empfehle ich auch noch ein WORD-Dokument oder ähnliches offen zu haben, um sich nebenbei Notizen zu machen. Was einem auffällt, Rechtschreibfehler, Stil, Schwächen, Stärken etc. Eben was halt für die Kritik an sich Relevant sein könnte.

Anschließend nachdem man den Text gelesen hat, sollte man eine kleine Pause einlegen, um den Text geistig noch einmal durchzugehen. Dabei sollte man ihn von allen Seiten betrachten. Ist die Geschichte logisch durch konzipiert? Handeln die Figuren vernünftig oder könnte man auch das noch verbessern? Worauf ist der Autor zu wenig eingegangen?

Die Dauer des Reflektieren hängt zum einem vom Text selbst als auch vom Kritiker ab.

Erst danach sollte man sich an die Kritik wagen.

Beim Schreiben sollte man auf sehr auf die Formulierung achten. Dabei sollte erkennbar sein, was in Richtung Geschmackssache geht als auch was eher hinderlich für die Geschichte oder das Lesen ist.

Ich möchte hierzu mal ein paar meiner Floskeln aufzählen.

 

Geschmackssache:

„Ich persönlich finde…"

„…, aber das ist Geschmacks-/Ansichtssache."

„…, da finde ich, …"

 

Hinderlich:

„…, dadurch ist es schwer …"

„… weshalb es eher schleppend zu lesen war."

 

Ebenso wichtig ist auch die Begründung. Man sollte seine Argumente immer Begründen. Wie man darauf kommt ist wichtig, das weiß ich aus eigener Erfahrung, denn es gab mal eine Autorin die dachte, ich würde mir die ganzen Kritik-Punkte nur ausdenken, um sie schlecht zu machen. Deshalb sollte man auch viel mit Zitaten arbeiten, um die Argumentation zu untermauern, denn darauf kann man sich stützen und niemand kommt am Ende und kann behaupten, dass es nicht so sei.

Zitate eignen sich besonders gut, um Widersprüchlichkeiten im Text oder Schwächen in der Ausarbeitung der Charaktere darzulegen.

Also wir haben unsere Kritik-Punkte, unsere Argumente warum wir darauf kommen und nun kommt das entscheidende an einer konstruktiven Kritik: Die Verbesserungsvorschläge.
Es gibt viele Arten etwas besser zu machen. Sollte man einen Weg kennen es besser zu machen, ist das super. Sollte man aber mehrere Wege zum Ziel kennen ist das um einiges besser. Damit ist der Lösungsweg für den Autor nicht so festgelegt und er glaubt nicht, dass es nur diesen einen Weg gibt. Wodurch er sich unter Umständen einen eigenen suchen kann, der vielleicht gar nicht in der Kritik enthalten war.

Desweiteren kann man auch noch optional auf andere Wege hinweisen, was ich auch schon gemacht habe.
Ich möchte da als Beispiel einmal auf den Text einer anderen Autorin zurückgreifen, wo es um ein Mädchen geht, welches in ihr Heimatdorf zurück kehrte und dort ihren geliebten Onkel in die Luft jagte. Das war auch von Anfang an ihr Plan gewesen, auch wenn es ihr schwer gefallen ist.
Dieser Lösungsweg war schon richtig, aber es wäre auch verständlich gewesen wenn das Mädchen im Text versucht hätte ihren geliebten Onkel zu retten. Schließlich kann man sich vornehmen jemanden umzubringen, ihm dann jedoch zu begegnen und ihn als Person wahrzunehmen ist für die meisten dann ein Grund zurückzuschrecken. (Was ich auch in meiner Kritik erwähnt habe.)

Also kann man durch mehrere Wege zum Ziel kommen, auch wenn der eigentlich gewählte Weg schon Richtig war.

Aber ich würde jedem Kritiker raten, immer SÄMTLICHE Möglichkeiten die einem einfallen zu nennen. Ebenso die eigene Unwissenheit.

Damit möchte ich auch die Struktur der Kritik abschließen.


Als nächstes möchte ich gerne meine drei groben Bereiche nennen, die ich in jeder Kritik anschneide.

Da wäre einmal der handwerkliche Bereich. Dazu gehören Stil, Struktur und Aufbau der Geschichte an sich etc.

Dann komme ich zur Atmosphäre. Der Bühnenbau, die Kulisse. Ich finde das sollte einem doch wenigstens etwas überzeugen, auch wenn ich kein großer Fan davon bin. (Tolkien war einfach zu grausam zu mir.) Darauf lege ich persönlich am wenigsten Wert, aber ich schreibe trotzdem etwas dazu. Weil so unwichtig ist es nicht und meine persönliche Meinung sollte auch keinen allzu großen Einfluss auf die Ausarbeitung einer Kritik haben.

Als dritter Teil schreibe ich über die Figuren. Wie empfinde ich ihr verhalten, wo hätte man mehr Tiefgang einlegen können, sind sie schlüssig oder doch eher widersprüchlich etc.

 

Abschließend nach all dem stelle ich Fragen zum Text. Was verstehe ich nicht, was könnte nochmal erklärt werden oder Dinge die einfach nicht eindeutig genug sind. Schließlich gibt es immer mehrere Interpretationsmöglichkeiten.

 

Alles in allem kann ich an einer Kritik gut und gerne eine Stunde und mehr verbringen. Plus die Zeit die ich zum Lesen des Textes und zum Interpretieren brauche.

Ich denke jetzt einfach mal, dass man das meinen Kritiken auch ansieht.

 

 

 

 

Abschließend möchte ich noch ein paar Tipps für alle Kritiker geben:


-Erhebt eure Ansicht und Meinung NIEMALS zur Norm.

Letztlich werden Kritiken nämlich auch gerne mal überschätzt. Der erste Star Wars hatte im Kino durchweg schlechte Kritiken bekommen und der wird heute als Kult gefeiert. Das ist echt wahr.

Außerdem kommt sowas auch immer Arrogant und Engstirnig rüber, wenn man anderen Ideen keine Chance gibt.

 

-Sucht euch eure „Opfer" gezielt aus.

Kritisiert nie jemanden der nicht ausdrücklich Kritik wünscht. Es kostet einem Zeit und Mühe eine Kritik zu schreiben und es wäre schade jemanden zu schreiben, der Kritik nicht will oder gar beleidigt darauf reagiert. Also kritisiert nur diejenigen die ausdrücklich darum bitten.

 

-Zwing niemanden eure Kritik auf.

Das mag jetzt zuerst nach dem letzten Punkt klingen, gemeint ist jedoch etwas vollkommen anderes. Wenn der Autor eure Kritik nicht annehmen will (obwohl er darum gebeten hat), dann ist das halt so. Damit hat man zu leben. Er ist der Macher und ihr seid „bloß" der Kritiker.

 

-Seid immer freundlich.

Das ist vor allem dann notwendig UND schwierig, wenn der Autor herumzickt und sich von der Kritik beleidigt fühlt. Dann sollte man relaxed sein und ihm sagen, dass er (wie im vorherigen Punkt genannt) die Kritik nicht annehmen muss und letztlich alles gut ist. Wenn er nicht eurer Meinung ist, dann ist das halt so. Punkt.

 

 

 

Also Leute, wie schreibt ihr Kritiken? Was haltet ihr davon Kritiken selber zu schreiben? Und was für Geschichten sind euch damit schon passiert?

 

Darüber möchte ich jetzt gerne mit euch in den Comments diskutieren.

 

Ich wünsche euch noch einen schönen Tag.

© 2013 - 2024 EINsamer-wANDERER
Comments13
Join the community to add your comment. Already a deviant? Log In