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Die Gruendung eines Dorfes

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EINsamer-wANDERER's avatar
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Die Amazone Riaens setzte einen Fuß vor den anderen und starrte einfach nur auf den Pfad dem sie ziellos folgte. Sie wusste weder wo sie am Ende landen würde, noch war ihr wirklich bewusst in was für einer Umgebung sie sich befand. Sie folgte einfach ihren Weg. Es war egal wohin sie dieser Pfad führte. Irgendwann würde sie schon dort ankommen wo sie sein wollte. Ihr Herz würde es ihr in dem Moment sicherlich verraten.
Ihr schwarzgelocktes Haupt hob sie einzig um wilde Bestien und Banditen mit Speer und Schild abzuwehren. Doch selbst dann nahm sie ihre Umgebung nur am Rande wahr.
Schließlich hielt sie jedoch mit einem Mal an. Sie wusste nicht wieso, aber ihr Herz sagte ihr, dass sie sich hier einmal umsehen sollte. Ihr Blick ging zuerst nach oben, um an der Sonne die Tageszeit festzustellen, doch leider wurde diese vom dunklen Blätterwerk des Waldes bedeckt. An den Ästen hingen silbrig glänzende Spinnenfäden die träge zwischen ihnen hingen. Riaens Blick ging nach unten und sie sah einen Haufen Menschen wie sie fleißig dabei waren ein Häuschen zu bauen. Es war das einzige seiner Art, denn herum befanden sich nichts anderes als Zelte und Maultiere. Neugierig ging die Amazone darauf zu. Hier schien eine neue Siedlung gebaut zu werden und so etwas wollte sie schon immer mal mit ansehen. Was waren das für Menschen? Wieso hielten sie es für nötig sich woanders anzusiedeln? Die Fragen waren praktisch endlos. Und da Riaens keine sonstigen Pläne hegte konnte sie genauso gut zu diesen Menschen gehen und ihre Neugierde stillen.
»Weiter so, Leute! Wir wollen Ende der nächsten Woche unseren Tempel für Togt fertig haben«, schrie einer der aussah als hätte er was zu sagen.
»Es würde schneller gehen, mein Herr, wenn nicht ständig diese lästigen Spinnen angreifen würden«, meinte ein anderer Mann darauf.
»Aber gerade deswegen bauen wir doch hier! Die Fäden dieser Spinnen sind überaus selten und mit ihnen lässt sich hochwertige Seide herstellen.«
»Aber als wir hier ankamen schienen sie noch weniger aggressiv zu sein! Vielleicht sollten wir sie Sicherheitshalber ausmerzen. Denkt doch mal an die Familien mit ihren Kindern!«
Riaens ging auf die Männer zu und passierte dabei eine alte buckelige Frau die gänzlich in schwarz gekleidet war. »Dieser Ort ist verflucht! Hier gibt es nichts als den Tod! Hört auf die alte Gloria!«
Unwillkürlich blieb die Amazone bei diesen Worten stehen und trat an die alte Frau heran. »Wenn wir hier alle sterben werden, warum seid Ihr dann noch hier?«
»Weil das mein Schicksal ist, du kleiner Lockenkopf.«
Die Amazone hätte selbst dem größten Mann in dieser Siedlung auf den Kopf spucken können, deshalb verwunderte sie die Bezeichnung »klein« etwas, doch sie nahm es der Dame nicht übel.
»Und unsere Bestimmung können wir nicht ändern«, sprach sie weiter.
»Ich glaube aber nicht an so etwas wie Schicksal.«
»Dennoch hast du eines und sollte es beinhalten hier zu verweilen, wird es dein Untergang sein«, meinte sie mit beschwörender sowie unheilverkündender Stimme. »Die Knochen haben es mir gesagt!«
»Bist du senil?«, fragte Riaens unverblümt.
»Ob ich-?! Nein, natürlich bin ich nicht- Hey warte! Lauf nicht weg während dir jemand den Tod prophezeit!«
Doch die Amazone war bereits weitergegangen nachdem sie das Interesse an dieser altersschwachen Dame verloren hatte. Stattdessen schritt sie weiter ihrem Ziel entgegen, nämlich den beiden Herren die darüber stritten ob die bedrohlichen Spinnen nun zum Schutze der neuen Siedlung getötet werden sollten oder nicht.
»Verzeihung, kann ich irgendwie behilflich sein?«, fragte sie.
Die Männer musterten die große Frau, wobei ihre Augen auffallend auf dem athletischen Körperbau ruhten, was ungewöhnlich war, da die meisten Männer eher auf Riaens Freizügigkeit und den damit nicht zu übersehenden Rundungen hängen blieben. Doch diese Männer schienen eher an ihren durchtrainierten Armen und Beinen interessiert zu sein.
Einer der Kerle deutete mit dem Zeigefinger auf die Narben die ihr linkes Bein entlang ein Kreuzmuster ergaben. »Wie ist das passiert?«
Die Amazone zuckte lediglich mit den Schultern. »Hab mich geschnitten.«
Der andere flüsterte zu dem einen mit vorgehaltener Hand: »Die sieht zwar wie ´n Krieger aus, aber die ist bestimmt keine. Sowas ist Männerhandwerk!«
Leicht eingeschnappt zog Riaens ihren Speer und warf ihn zielsicher von sich. Die beiden Männer tauschten gelangweilte Blicke aus als die Amazone ihren Speer holen ging. Anschließend warf sie ihn den einem zu und zur Überraschung beider Kerle war eine kleine Maus am spitzen Ende aufgespießt.
»Von wegen, keine Kriegerin«, antwortete sie beleidigt.

Nachdem die Amazone über den Preis für die Bekämpfung der Spinnenplage verhandelt hatte, zog sie in die tiefsten Winkel des Waldes um herauszufinden wieso diese Tiere so ungewöhnlich aggressiv waren. Die gesteigerte Wut dieser Wesen ließ sich schnell an ihrer Farbe erkennen, denn anstatt dem dunklen Grün des Blätterwerkes – wie sie es laut Aussage der Männer für gewöhnlich trugen – waren diese Spinnen knallrot. Sollte Riaens diesem Spuk ein Ende bereiten durfte sie bleiben und wurde fest als Söldnerin angeheuert, worauf sie in aller Ruhe dem Dorf beim Wachsen zusehen konnte. Zusätzlich wurde das erste und neue Gebäude als ihr Haus errichtet, da es groß genug für sie war und die Kriegerin gerne Probleme mit gewöhnlichen Türen hatte, weil sich diese nicht mit ihrer enormen Körpergröße vertrugen.
Bereits viele Spinnen waren von ihrem Speer getötet worden und je weiter die Amazone in die Wälder vordrang, desto schlimmer wurde es. Schließlich erreichte sie einen Felsbrocken mit Rillen die einen Strudel oder eine Art Wirbel darstellten. Es schien als ob der Fels auf eine natürliche Art bearbeitet worden wäre und kein denkendes Leben ihm diese Form gegeben hätte. Im Zentrum dieses Strudels jedoch befanden sich viele kleine Runen die der Kriegerin nichts sagten. Sie waren so winzig dass noch nicht einmal eine Nadel dies zustande hätte bringen können. Zusätzlich glühte der Stein in einem unnatürlichen Licht.
Endlich erscheinst du, junge Kriegerin, hallte es in Riaens Kopf wider.
Das Licht intensivierte sich und nahm der Amazone für kurze Zeit die Sicht. Als sie die schützenden Arme wieder senkte stand vor ihr eine junge Frau. Ihre Haut war dunkelgrau, welches schon fast in schwarz überging. Die spitzen Ohren und der grazile Körperbau wiesen sie als Elfe aus, auch wenn die Frisur für ihr ästhetisches Volk eher ungewöhnlich wirkte. Zumindest hatte die Amazone noch nie von einer Elfe gehört die ihre blutroten Haare zu einem Ihro schor. Passend dazu trug sie zu ihrem schwarzen Lippenstift einen goldenen Lippenring. Zur Betonung ihrer smaragdgrünen Augen trug sie hellgrauen Lidschatten, doch etwas stimmte nicht mit ihrem Blick. Er schien glasig und gebrochen zu sein. Als Bewaffnung trug sie zwei Dolche.
Sie kniete sich vor Riaens nieder. »Ich empfange Eure Befehle, meine Gebieterin.«
»Äh, was?«
»Ich lebe, um euch zu dienen«, sagte die Elfin seltsam abwesend.
»Okaaaaayyy. Weißt du zufällig wieso die Spinnen hier so irre sind?«
»Des Portals wegen, meine Gebieterin. Es schuf mich und brachte mich hierher um euch zu dienen. Viele Tiere reagieren empfindlich auf Zauberei. Jedoch dürfte die Magie sich nun fürs erste verbraucht haben und die Tiere sich deswegen beruhigen.«
»In Ordnung, aber ich komm immer noch nicht ganz mit. Was genau ist hier gerade passiert? Wo bist du auf einmal hergekommen?«
»Ich gehöre zu den Hüllen, Gebieterin. In der gesamten Welt sind Steine wie diese verstreut. Sie stellen ein Portal in meine Welt dar. Dort werden wir geschaffen, gerufen und verweilen wenn die Gebieter unserer überdrüssig sind. Wir Hüllen leben um jenen zu dienen welche die Gabe besitzen uns zu rufen.«
»Und was bedeutet es eine Hülle zu sein?«
»Es bedeutet, dass wir dienen und sogar für unseren Gebieter sterben. Wir Hüllen sind nicht wie andere Lebewesen. Wir sind weder sterblich, noch brauchen wir irgendetwas. Wir schlafen nicht, wir essen nicht und falls wir im Kampf getötet werden kehren wir lediglich in unsere Welt zurück und harren darauf erneut beschworen zu werden. Jedoch verfügen wir über keinerlei Eigenleben und können daher nur gehorchen.«
»Klingt ziemlich ätzend. Ich schätze, ich schicke dich besser zurück.«
»Wie ihr befiehlt, dann werde ich zurückkehren und darauf warten, dass mich jemand eines Tages erneut beschwört.«
»Und wie lange kann das so dauern?«
»Jahrhunderte. Vielleicht sogar Jahrtausende.«
»Und was macht man bei euch so Zuhause?«
»Wir warten. Da wir zu keinem eigenen Handeln im Stande sind können wir nur schwerlich etwas unternehmen.«
Riaens versuchte sich auszumalen wie es wäre ein ganzes Jahrhundert lang nur auf etwas zu warten, das vielleicht niemals geschehen würde. Als sie sich des ganzen Ausmaßes klar geworden war, befiel sie Mitleid mit der Elfe.
»Weißt du was? Vergiss es. Ich schicke dich nicht zurück. Willst du bei mir bleiben?«
»Ich lebe um Euch zu dienen, Gebieterin.«
»Okay, zu Anfang mal, hör mit diesem Gebieterin-Kram auf. Mein Name ist Riaens und so möchte ich auch genannt werden.«
»Ganz wie ihr befiehlt.«
»Und ich befehle dir auch nichts. Ich bitte dich höchstens um etwas.«
»Das macht keinen Unterschied für mich, Gebieterin Riaens.«
»Hast du mir überhaupt zugehört? Ich bin nicht deine Gebieterin. Und es macht sehr wohl einen Unterschied ob dich jemand um etwas bittet oder es dir befiehlt.«
»Ich nehme eure Ansichten an und werde sie zukünftig vertreten, Gebieterin Riaens.«
Die Amazone stöhnte entnervt. Sie bereute ihre gute Tat jetzt schon. »Wie heißt du eigentlich?«
»Jaq.«
»Okay, Jaq, hilf mir diesen übergroßen Kiesel ins Dorf zu schleppen. Ich habe nämlich keine Lust noch einmal hierherzukommen um dich erneut zu beschwören.«
Damit trugen die Amazone und die Elfin den Stein in das Zeltlager zurück. Riaens bekam ihre eigene Hütte um mit der Elfe zusammen dort einzuziehen und die Spinnen beruhigten sich fürs erste. Zusätzlich wurden die beiden Kriegerinnen angeheuert um das noch junge Dorf vor zukünftigen Gefahren zu schützen. Doch der Frieden währte nicht lange und schon bald griffen die Spinnen erneut an, angestachelt von der magischen Ausstrahlung des Steines. Doch die Leute waren darauf vorbereitet und schmiedeten schon weitere Pläne zur Verteidigung.
Alle waren glücklich. Alle, bis auf die Seherin Gloria deren Prophezeiung darüber dass alle sterben würden nicht erfüllt worden war.

The End
Hier der Beginn einer kleinen Kurzgeschichtenreihe. Sie ist schon fertig und muss eigentlich nur noch überarbeitet werden. Hier ist jedenfalls schon mal das erste Kapitel und weitere werden folgen.

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Comments2
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Buvium's avatar
Es ist eine interessante Geschichte. Bietet einiges, woran angeknüpft werden könnte. Die Amazone sehe ich zum Beispiel als Comicfigur vor mir, während die Seherin als ewige Gegenspielerin auftreten könnte ...