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Das Attentat

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EINsamer-wANDERER's avatar
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Jonne stapfte durch den Schnee auf die schlechtzusammengezimmerten Holzhäuser des Fischerdorfes zu. Im Licht einer Laterne stand ein einsamer Mann, der sich in der kalten Nacht eine Zigarette ansteckte. Er bemerkte den rachsüchtigen Untoten nicht, da seine Kleidung dank der hohen Kunst der Alchemie sich der Umgebung anpassen konnte. Erst wenn es zu spät war, würde das Vieh den Tod kommen sehen.
"Ey, wie siehst du denn aus?", fragte es mit seltsamen Akzent, als Jonne in den Lichtkegel der Laterne trat.
Ohne es auch nur eines Blickes zu würdigen schlitze Jonne ohne weiteres die Kehle des Viehs mit seiner Metallkralle durch.
"Wo steckst du nur?!", knurrte der gefallene Assassine vor sich hin, wie um seinen Feind herauszufordern.
Wie konnte er nur die Halle aufspüren von welcher der Dämon gesprochen hatte?
Ziellos streifte der Untote durch die von Schnee bedeckten Straßen. Verzweifelt versucht die Witterung nach Blut, Angst oder ähnlichem aufzunehmen. Dabei traf er immer wieder auf torkelnde Gestalten, die Geistern gleich durch die Dunkelheit stolperten. Der penetrante Geruch nach Alkohol und Körperausdünstungen hing in der Luft und überdeckte alles andere.
Eine Weile lief der Assassine einfach nur zwischen dem jämmerlichen Vieh umher und überlegte krampfhaft wie er den Weg finden sollte.
Doch dann überkam ihm das merkwürdige Gefühl beobachtet zu werden. Jonne wandte sich langsam um, doch hinter ihm war niemand. Zumindest niemand der nüchtern genug war ihn wahrzunehmen.
Langsam ließ der Attentäter den Blick über die malerische Szenerie aus Finsternis, Schnee und Schatten gleiten. Schließlich entdeckte er einen jungen Kerl der gegen eine Mauer gelehnt im Schnee saß und ihn aus müden, blauen Augen direkt anzusehen schien. Seine Glieder von sich gestreckt, war er trotz der Kälte fast nackt. Bis auf eine weiß-blau gefärbte Unterhose trug er nichts am Leib.
Gemächlich ging der Assassine auf die Gestalt zu und baute sich anschließend direkt vor dem Unbekannten auf, doch dieser machte keine Anstalten sich zu rühren und glotzte ihn einfach nur weiter an.
Diese Gestalt war auch ein Vampir, denn Jonne konnte keinen Herzschlag wahrnehmen. Außerdem haftete ihm dieser leichte Geruch nach Verwesung an, der für menschliche Nasen kaum wahrnehmbar war.
"Hört auf mich so anzustieren, hört Ihr? Das kann ich nicht ertragen, also unterlasst es! Andernfalls macht Ihr Bekanntschaft mit jenem hier", zischte Jonne und hielt ihm sein metallenes Markenzeichen vors Gesicht.
Dann kehrte er dem Fremden den Rücken zu und ging weiter, denn diese jämmerliche, dünne und selbst für einen Vampir blasse Gestalt war ihm eigentlich nicht die Mühe wert seine Kralle an ihm zu wetzen.
"Du bist Jonne Astala, stimmt´s?" Die Stimme des Vampirs war nicht mehr als ein Flüstern.
Der gefallene Attentäter blieb auf der Stelle stehen. Betont langsam drehte den Kopf herum. "Woher kennt Ihr diesen Namen?", fragte er ruhig und funkelte den Fremden mit einer Eiseskälte an.
Der verhärmte Leib des Fremden begann vor Furcht zu zittern. Gleichzeitig traten ihm Schweißperlen auf der Stirn aus. Dieser hier war jung und noch leicht von älteren Artgenossen zu beeindrucken.
Mit jedem gesprochenen Wort, das der Fremde von sich gab, machte Jonne einen Schritt auf ihn zu.
"Naja ... eben aus den Texten in der Datenbank der Historie unseres Volkes, auf den Computern im Rathaus. Das ist nicht so weit von hier und da … da steht, dass es mal einen Vampir gab, mit einer Kralle wie dieser …und er … er … Angeblich soll er die Bruderschaft verraten haben und wurde deshalb ... hingerichtet … übliche Verfahrensweise. Also im Morgengrauen … besiegt … zurückgelassen. Mehr weiß ich nicht, ich schwör´s!"
Jonne hörte unmerklich auf. Computer. Von denen hatte Kriistan gesprochen. Mit Informationen über ihn und andere.
Also dachten diese Hurensöhne wirklich, Jonne wäre tot. Aber das war ihm ganz recht so, denn auf diese Art könnte er ungestört seine Rache planen. Außer Samu und dieser jämmerlichen Kreatur, die gerade halb tot an der Mauer kauerte, wusste niemand in dieser Welt mehr von ihm. Jonne war in Vergessenheit geraten. Eine bessere Tarnung konnte es für einen Attentäter nicht geben.
Eigentlich hätte der Assassine diesen Kerl töten müssen, um seine Anonymität zu wahren, jedoch war er ihm lebendig nützlicher.
Ihm blieb nicht mehr viel Zeit um zum Rathaus zu gelangen, ohne unnötig Aufmerksamkeit zu erregen. So dumm waren diese Bastarde nun auch wieder nicht und er wusste noch nicht einmal wie diese sogenannten Computer überhaupt aussahen. Ganz davon abgesehen, wusste er auch nicht, wo das Rathaus lag. Doch das Wissen aus diesen Dingen würde ihm sicher nützen. Also musste er den Besuch beim Ältesten noch einmal aufschieben, da sich ihm jetzt gerade eine andere Möglichkeit darbot. Außerdem konnte es nicht schaden, über die neue Machenschaften des Feindes Bescheid zu wissen, bevor Jonne den Krieg zu ihm tragen würde.
"Wie lautet dein Name, Bursche?"
"Nenn mich Sampsa", murmelte er Vampir leise.
Erst jetzt fiel Jonne auf, das dort wo seine Fangzähne hätten sein müssen, nur zwei Löcher waren. Das war also der Grund für diesen erbärmlichen Zustand. Ohne Fänge war es nicht so leicht, an Blut zu kommen. Zwar konnte man die Leute auch mit Messern oder Ähnlichem verwunden aber so ging möglicherweise zu viel der Flüssigkeit verloren. Von der Auffälligkeit ganz zu schweigen.
"Was habt Ihr getan?", fragte Jonne. "Ich kenne derlei Praktiken. Schließlich habe ich sie früher auch einmal ausgeübt. Welches Leid habt Ihr also der Gesellschaft angetan, dass sie Euch so quälend hungern lassen? Ich werde Euch möglicherweise helfen. Vorausgesetzt mir gefällt Eure Antwort."
"Der Älteste", begann Sampsa, "hat etwas ... nun ja ... gegen Typen wie mich. Homosexuelle. Sie haben mich In flagranti erwischt. Danach haben mir diese Scheiß-Homophoben die Zähne gezogen und mich wochenlang in einer verkackten Zelle hungern lassen!" Ein gefährliches Blitzen tauchte in seinen Augen auf. Verschwand aber wieder nach einem kurzen Augenblick. "Jetzt soll ich hier in der Nähe des „Fleisches“ – wie sie es nannten – versauern. Sie wollen, dass ich mich danach verzehre. Dass ich verrückt nach Blut werde und alles töte, was ...", ein hysterischer Lachanfall erstickte seine Ausführungen.
Wahnsinnig vor Hunger versuchte er Jonne mit seinen verbliebenen Zähnen zu beißen.
Doch noch bevor er ihn überhaupt erwischen konnte, war der Assassine zurückgewichen und versetzte ihm einen harten Schlag direkt an die Schläfe. Wie vom Blitzgetroffen sackte der junge Welpe zusammen.
Ein paar Sekunden lang lag Sampsa einfach nur da. Dann jedoch fing er an heftig zu wimmern und blutige Tränen liefen sein Gesicht hinab. "Keiner liebt mich ... Keiner ... und jetzt … jetzt muss ich ... muss ich sterben ... ich will aber nicht", schluchze er, wobei seine Stimme immer höher wurde. "kei-"
Seine Worte wurden von Jonnes Hand erstickt, die sich fest um seine Gurgel legte und sämtliche Worte im Keim erstickte. Die Metallklaue ritzte in Sampsas Fleisch und ein kleines Rinnsal Blut floss seinen Hals hinab. Der Assassine funkelte ihn zornig an und in seinem Blick lag etwas so monströses, dass sein Gegenüber augenblicklich vor Furcht erstarrte.
"Hör mir genau zu, Bursche, denn ich werde es dir nur einmal sagen. Nur-ein-einziges-Mal! Verstanden?", knurrte Jonne und versuchte sich zu beruhigen, während er den Griff etwas lockerte.
Sampsa nickte nur verängstigt.
"Ich weiß einen Weg dir zu helfen, aber wenn du nicht aufhörst, dich wie ein Neugeborenes zu benehmen dass nach seiner Mutter plärrt, dann werde ich dir dein Gesäß aufreißen und zwar nicht so, dass es dir Erquickung bereiten wird. Denn eines der Dinge, die mich wirklich in den Wahnsinn treiben, sind Leute die sich einfach gehen lassen und so tun als wären sie die bemitleidenswertesten Kreaturen in der Nacht. Das ist einfach nur erbärmlich!
Unter anderen Umständen würde ich dich als Mahl für zwischendurch ansehen und unserer ehrenwerten Gesellschaft damit einen Gefallen tun.
Aber du hast das Pech, dass ich mich mit diesen genannten Computern nicht auskenne. Du allerdings schon! Deswegen werde ich dich vorerst verschonen. Wenn du aber so weitermachst, verspreche ich dir, dass du es dir aus tiefster Seele wünscht, dass ich deinem Leid ein für allemal ein Ende bereite. Hast du mich verstanden?!" Das letzte Wort schnaufte Jonne wie ein wütender Stier, der gleich jemanden aufspießen würde.
Seine Augen blitzten noch einmal wütend auf, doch im selben Moment fiel ihm auf, wie ruhig es ringsherum plötzlich war. Der jahrhundertealte Zorn eines Gefallenen hatte ein Rauschen verursacht, welches die Laute der Umwelt für ihn überdeckten.
Doch nun hörte er wieder die Herzen und Stimmen der Menschen, die irgendwo in der Nähe durch die Nacht wankten, aber etwas fehlte. Nur was?
Sampsa war ungewöhnlich still geworden. Zu still.
"Verdamm mich! Ich hab gesagt, du sollst mir zuhören und nicht fast abkratzen, wenn ich mit zu dir spreche!"
Natürlich war dem Assassinen klar, dass Sampsa nichts mehr gegen seine schlechte Verfassung ausrichten konnte, da sein Körper einfach schon zu lange kein Blut mehr gekostet hatte.
Widerstrebend schnitt Jonne sich mit seiner Kralle die Ader am Handgelenk auf. Die Wunde presste er auf den Mund des Welpen. Er konnte deutlich spüren, wie der Lebensnektar dem ausgekühlten Körper wieder Wärme gab.
Der Assassine zog den Arm zurück und drückte seine linke Handfläche kurz auf den Schnitt, damit der Blutfluss stoppte. Die Wunde bildete in Sekunden eine Kruste und würde in dreißig Minuten komplett verschwunden sein.
Sampsa war immer noch ohnmächtig und das würde sich auch innerhalb der nächsten Stunden nicht ändern, aber das sollte es auch nicht. Es wirkte sich im Gegenteil sogar durchaus positiv für den Welpen aus. Um ihm zu helfen hatte der Attentäter etwas vor, das der Bursche im wachen Zustand nicht ertragen hätte.
Als der Assassine ziellos durch die Stadt geirrt war, fiel ihm eine alte Schmiede ins Auge, in der zu seiner Verwunderung noch jemand zu solch später Stunde arbeitete.
Da Jonne die Mittel nicht besaß um metallene Zähne selbst herzustellen, würde er dem jungen Vampir eben welche schmieden und sie später in die Zahnlücken einbrennen lassen müssen.
So hatten es einst auch manche Vampire getan und es ließ sich mit Eisenfängen nach hören sagen nicht übel leben, zumal man damit auch andere Dinge durchbohren konnte als nur Fleisch.
Ein boshaftes Lächeln huschte über Jonnes Gesicht unter der Kapuze. Er fragte sich, welche unvorhergesehenen Geschehnisse noch passieren würden. Dies war alles viel aufregender als in den alten Tagen.
Damals hatte ein einzelner Assassine wie Jonne die Macht besessen alles zu tun und nichts konnte sich ihm in den Weg stellen. Doch in der heutigen Welt musste er sich mehr auf seine Charakterstärken als auf brutale Gewalt berufen.
Der Assassine hob Sampsa hoch als wöge er nichts, sprang auf eines der Dächer und rannte unbemerkt auf direktem Wege zur Schmiede zurück.
Es brannte dort noch immer Licht und der rhythmische Hammerschlag war ein gutes Zeichen. Jonne spürte wie die heiße Luft gegen ihn peitschte und den Schnee um das Gebäude zum Tauen brachte. Das Knarzen des Blasebalgs drang an seine feinen Ohren.
Der Vampir fragte sich, wie er den Handwerker am besten überreden konnte, ihm seine Fänge anzufertigen. Zuerst einmal wollte er es auf die diplomatische Weise versuchen und so klopfte er an das Tor der Schmiede, welches mit einem Schild, auf dem sich ein eisernes Hufeisen befand, gekennzeichnet war. Das Eisen zeigte nach unten, was dem abergläubischen Jonnes einem Dämpfer verpasste. Unglück würde geschehen.
"Na das kann ja noch heiter werden", grummelte er zu sich selbst.
Doch kaum dass seine Worte gefallen waren, öffnete die ungeschlachte Gestalt eines Mannes die Tür. Sie hatte eine vor Hitze schützende Schürze an. Die massigen Armen waren Zeugen eines jahrelangen, körperlich auszehrenden Handwerks, welches er zweifelsohne betrieb und beherrschte.
Jonne wusste, welchen Anblick er darbot. Ein Fremder mit seltsamer Kleidung, unnatürlich blasser Haut, der ihn aus Augen ansah, die schwärzer waren als tiefste Dunkelheit. Dazu hatte er auch noch eine abgemagerte Gestalt geschultert, die mehr tot als Lebendig schien.
Somit hätte Jonnes mit vielem gerechnet, doch nicht mit einer solchen Reaktion:
"Seltsame Nacht, wenn sie selbst die Vampire aus der Kälte in die Wärme meiner Schmiede treibt."
Jonne sah den Mann verdattert an. Woher er sein Wissen besaß, entzog sich seiner Kenntnis. Die Diskretion der Bruderschaft muss in seiner Abwesenheit stark gelitten haben, wenn selbst ein so einfacher Bauerntölpel ihn als einen Vampir zu erkennen vermochte.
Der Schmied schien seine Verwunderung beflissentlich zu übersehen, als er beiseitetrat und sagte: "Kommt doch rein."
Jonne wusste nicht, was er sagen sollte. So verlegte er sich darauf zu schweigen.
Der Schmied deutete mit seinen schwieligen Fingern auf etwas Stroh, welches unter der Feuchtigkeit zu schimmeln schien. "Leg deinen Freund erst mal ab."
Immer noch verwundert tat Jonne, wie ihm geheißen wurde.
"Wer ist er?", fragte der Schmied.
"Ist das wichtig?", erwiderte Jonne mit einer Gegenfrage.
"Ja. Wenn der Kerl nämlich ein Geächteter ist, wäre es für uns beide besser, wenn wir ihn wieder rauswerfen, bevor es noch jemand spitz kriegt. Der Typ sieht selbst für einen Vampir toter aus, als gut für ihn ist."
"Woher bezieht Ihr all euer Wissen?", fragte Jonne unumwunden, da er keinen Sinn darin sah, es zu leugnen. Dieser Schmied wusste vieles. Vielleicht brauchte er diesen von Hunger halbwahnsinnig gewordenen Welpen gar nicht mal.
"Ihr Vampire seid noch nicht einmal halb so clever, wie ihr immer tut. Das sollte für dich genügen", war alles was der Schmied sagte."Also was braucht ihr?"
"Mein ... Freund hier. Ihm sind von seinen Geschwistern die Eckzähne gezogen worden. Danach haben sie ihn so lange in Ketten gelegt, bis er sich nicht mehr bewegen konnte, um darauf das ...", Jonne wollte Vieh sagen, doch im letzten Moment ermahnte er sich im Angesicht eines neuen Bündnis freundlichere Töne von sich zu geben. "Ich meine natürlich, zu den Menschen geschickt zu werden, wo er sich nach dem Lebenssaft der Sterblichen verzehrte. Leider hat sein Geist diese Tortur nicht unbeschadet überstanden, so fürchte ich."
"Ich weiß von welchen Kerlen du redest. Die Bruderschaft. Aber was hat das alles mit mir zu tun?", grunzte der Schmied.
"Zu meiner... Ich meine, vor langer Zeit, da haben Schmiede eiserne Reißzähne geschaffen, mit denen wir trotzdem immer noch Jagen konnten."
"Warum sollte ich das machen? Wenn ich mich recht entsinne ist die Bruderschaft ziemlich unbarmherzig, grausam und nachtragend. Nehmen wir einmal an, ich würde euch helfen. Dann werden mich diese Untoten bis zu meinem Lebensende wie ein Tier jagen und mich langsam in kleine Scheibchen schneiden. Warum sollte ich also so etwas selten Dämliches machen?"
"Nun, um ehrlich zu sein, kann ich Euch keinen Grund nennen, weshalb Ihr uns helfen solltet", antwortete Jonne langsam und blickte dem Mann starr in die Augen. "Allerdings, könnten wir ja eine Abmachung treffen, von der wir beide etwas haben. Ich meine, es gibt doch sicher etwas, dass ich vielleicht für Euch erledigen könnte und Ihr helft einem Freund im Gegenzug dafür. Am Ende könntet Ihr euch dumm stellen und wüsstet von nichts."
Der Schmied sah ihn wenig interessiert an. "Ich wüsste nicht, was einer wie du für mich erledigen könnte. Also such dir lieber jemand anderen für deine saudummen Pläne."
Er wandte sich um und wollte wieder seinem Handwerk nachgehen, doch Jonne hielt ihn an der Schulter fest.
"Langsam, langsam guter Mann. Bedenkt doch bitte, dass mir als Vampir andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen, sagen wir zum Beispiel …" er zog den Schmied näher zu sich heran und flüsterte kaum hörbar: "jemanden für immer verschwinden zu lassen und das ganz ohne Risiken. Ich kann mir die Hände schmutzig machen und gleichzeitig werden Eure rein bleiben."
Ein dreckiges Grinsen trat ins Gesicht des Handwerkers und seine Augen funkelten frohlockend. "Nun, wenn das so ist." Er kratzte sich nachdenklich am Kinn. "Vielleicht kommen wir doch ins Geschäft."
Jonne lachte innerlich. Wie gut es doch war, Einblick in die Gedanken der Menschen zu haben und sie so dazu zu bringen, das zu tun was seinen Zielen dienlich war.
Während ihrer Unterhaltung hatte der Vampir gemerkt, dass sein Gegenüber einen tiefen Groll für eine bestimmte Person empfand. So war es ein leichtes, dem Mann ein Angebot zu machen, welches er nicht ablehnen würde und ebenso einfach war es für Jonne, sich um das Verschwinden dieser Person zu kümmern.
"Dann haben wir eine Übereinkunft. Ihr kümmert Euch um meinen und ich werde mich um euren „Freund“ kümmern", meinte Jonne und streckte dem Schmied die Hand entgegen. Dieser nickte und sie besiegelten ihren Handel mit einem Handschlag.
"Dann sagt mir doch, wer mein Opfer ist. Die Gründe interessieren mich nicht, sag mir nur den Namen und wo die Person sich aufhält" Natürlich wusste der Vampir bereits, wen er töten musste und warum, aber er wollte sich nicht verraten.
Der Handwerker beugte sich ganz dicht zu Jonnes Ohr und sagte leise: "Der Bastard heißt Atte Vieononen. Du findest ihn leicht. Er wohnt ein paar Häuser weiter. Folge einfach dem penetranten Geruch von Schweiß und billigem Fusel, dann kannst du diesem Dreckskerl gar nicht verfehlen." Der Schmied ballte die vor Wut zitternden Hände zu Fäusten. "Der Kerl säuft wie ein Loch, wäscht sich nur alle paar Monate. Er ist eine wahre Schande für die Schmiedezunft.
Die Materialien die er verwendet sind billiger Schrott und die Ware die er daraus herstellt natürlich eben so. Aber sie ist billig, deshalb kaufen die Leute lieber bei ihm und ich, der noch auf Qualität bedacht ist, sitze bald auf der Straße. Fünf seiner Messer kosten ebenso viel, wie eins von mir. Ich kann aber nicht billiger verkaufen und minderwertigen Müll herzustellen, verbittet mir mein Stolz", er schnaubte wütend und spuckte auf den Boden.
Jonne nickte. "Ja, ich verstehe Euch sehr gut. Das würde mich auch rasend machen. Wer hart arbeitet muss auch gebührend entlohnt werden. Aber seid unbesorgt, noch bevor der Morgen graut, ist diese Person ein Festmahl für die Würmer. Allerdings erwarte ich, dass Ihr während meiner Abwesenheit Euren Teil der Abmachung genauso gewissenhaft erfüllt, wie Ihr arbeitest."
"Selbstverständlich!", entgegnete der Handwerker und machte sich sofort ans Werk.
Jonne wandte sich unterdessen zum Gehen. Als er fast draußen war, drehte er sich noch einmal um. "Ach, fast hätte ich es vergessen. Mein Freund sollte schlafen bis ich wieder zurück bin. Legt ihm aber zur Sicherheit trotzdem die stärksten Ketten an, die Ihr habt. Man weiß ja nie, was so alles passieren könnte."
Dann machte er kehrt und trat wieder in die Nacht hinaus.

Jonne hörte wie die kleinen Leiber der Ratten durch den Schrottplatz wuselten. Überall hing der erbärmliche und widerwärtige Geruch von Alkohol in der Luft. In der kleinen Holzhütte brannte noch Licht und dem Geruch von alkoholträchtigem Blut nach war dieser Vienononen da. Der Assassine schaute sich seine Umgebung an, um zu wissen wo die beste Position für das Attentat war. Selbst im Dunkeln sah man, dass alles hier verrostet und unbrauchbar war. Ein besseres Zeugnis seiner mangelhaften Arbeit konnte es kaum geben.
Gerade huschte eine fiepende Ratte über Jonnes Fuß, als ihm eine Idee kam. Was wäre wenn er ... Ja, aber dafür musste er geduldig warten, bis die Zielperson eingeschlafen war.

Sein Opfer schlief friedlich in der Nacht. Der Mond war die einzige Beleuchtungsquelle in der kleinen Hütte.
Ein Kratzen und Schaben ließ es sich unruhig hin und her drehen. Das Kratzen und Schaben ging ununterbrochen weiter. Die Bewegungen wurden schneller, ruckartiger. Die kratzenden und schabenden Geräusche wurden immer lauter und beängstigter.
Schließlich setzte sich sein Opfer schreiend auf. In Zwielicht deutete die Gestalt auf eine Frau hin.
Es war schwer gewesen unter all dem ganzen Dunst von alkoholischen Mixturen etwas anderes herauslesen zu können. Aber jetzt war es für einen Rückzieher zu spät und Jonne war die Frau auch so ziemlich egal. Er konnte nichts weiter tun als sich zurückzulehnen und das Spektakel aus dem Schatten heraus zu genießen.
Der Attentäter konnte die Erleichterung an der Körpersprache der Frau sehen, als eine fiepende Ratte in den Schein des Mondes trat. Vor Erleichterung stöhnend hatte die baldige Tote sich eine Hand ans Brustbein gelegt.
Aber so rasch die Angst gewichen war, so schnell kehrte sie zurück, als sie eine zweite Ratte auf ihrem Bett ausmachte. Schreiend sprang sie aus dem Bett. Angewidert packte sie die eine Ratte auf dem Bett am Schwanz und wollte sich gerade die Zweite schnappen, die sich aber bereits in Luft aufgelöst hatte.
Sie öffnete die Tür nach draußen, um den unerwünschten Plagegeist zu entsorgen, als unzählige bepelzte Nager durch die nun offene Haustür ins Innere drangen.
Schreiend ließ die Frau die gefangene Ratte frei und wich etliche Schritte zurück, während unzählige Ratten um ihre Füße wuselten. Während sein Opfer versucht auf Abstand zu gehen, stolperte sie über einen kleinen Hocker.
Sofort stürzte sich das Ungeziefer mit geballter Macht auf sie. Tausende kleine Rattenleiber huschten über ihren nackten Körper. Die kleinen Krallen der Nagetiere kratzten auf ihrer Haut, während ihre nackten Schwänze auf ihren makellosen Körper streichelten.
Schreiend und windend versuchte sich die Frau von dem Ungeziefer zu befreien, die über ihren Körper krabbelten und sich festbissen. Mit fuchtelnden Armen stand sie auf.
Die kleinen Nager gaben aber so schnell nicht auf. Sie krallten sich nur umso fester, um der Schwerkraft zu entgehen.
Hysterisch riss sie sich eine Ratte vom Ohrläppchen, dabei riss sie sich das halbe Ohr ab. Wie im Wahn riss sich sein Opfer die kleinen Nager vom Leib, während immer mehr Ratten aus den Schatten kamen.
Sie drangen durch die Toilette, die Bretter und das Dach ins Innere der Hütte. Sie fraßen ihr das weiche Fleisch vom Leibe.
Diejenigen die keine freie Stelle fanden, kletterten über die Leiber ihrer Artgenossen dem Körper hinauf. Eine von endlosen Ratten bestieg die anderen und arbeitete sich bis zum Augapfel der Frau hinauf. Sie riss die von Plagegeistern gepeinigte Hand zu ihrem Auge als die Ratte es ihr herausriss.
Vor Schmerz strampelnd ließ sie sich fallen. Am Boden wurde die Frau zu einem großen Wohlknäuel aus bepelzten Leibern. Ihre Bewegungen wurden langsamer und schlaffer. Irgendwann hatte sie noch nicht einmal die Kraft mehr zu schreien.
Jonne trat aus dem Schatten in den Lichtkegel des Mondes.
Angsterfüllt stoben die Ratten auseinander.
Der obere Teil des halbaufgefressenen Kadavers lag im silbrigen Schein des Himmelkörpers. Die Augen waren fort und hinterließen nichts als zwei pechschwarze Löcher in die Blut hineintropfte. Der Großteil der Haut war ebenfalls gefressen worden, aber an einigen Stellen war sie noch da. Die Haare waren so mit Blut durchtränkt, dass sich ihre eigentliche Farbe gar nicht mehr bestimmen ließ. Jonne fragte sich wie ihre Lippen mal ausgesehen hatten, bevor die Ratten sie restlos verzerrten.
Jonne packte die noch warme Leiche am Kinn und zog den Kopf in ein anderes Lichtverhältnis. Der schwere Kupfergeruch stieg ihm in die Nase.
Der dunkle Teil seiner Selbst – seine unstillbare Begierde – verlangte ihren Tribut. So leckte er das Blut vom nackten Fleisch ab.
Er sah den Leichnam freundlich, geradezu charmant an. "Jetzt bleibt nur noch die Frage, wer du bist."
Der Untote spürte eine Spannung in seiner Hose. Nicht viele Leichen sprachen diesen Teil seiner Persönlichkeit an. Er küsste sie da, wo noch vor wenigen Augenblicken ihre Lippen gewesen waren, doch nun waren da nur noch blanke Zähne. Mit der Zunge schob Jonne das Gebiss langsam – fast zärtlich – auseinander, um ihre beweglose Zunge zu umschmeicheln. Seine rechte Hand fuhr sinnlich zu seinem Gürtel hinab, um ihn zu öffnen. Wie hatte er die lange Zeit im Schlaf nur ohne die Sinnlichkeit einer noch frischen Leiche überstanden?

Fortsetzung folgt…
Endlich nach all der Zeit ist endlich das zweite Kapitel von "Die Bruderschaft" on. Leider lässt sich meine Partnerin gerne Zeit damit etwas beizutragen und dann spinnt bei ihr noch die Technik rum und so. Es kann also gut sein, das dies das letzte Kapitel ist. Natürlich kann ich mich auch irren. Aber man weiß ja nie ...
Jedenfalls war es eine Mordsarbeit das gute Stück hier wenigstens halbwegs lesbar zu machen. Es entspricht zwar nicht den hohen Standard, den ich mir wünschen würde, aber dabei kommt es bei diesem Projekt ja auch nicht an.

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DarkenLyght's avatar
 Dieses Ende, immer noch passend :)